Der Wutanfall in Gang Nr. 4

In Supermarkt um die Ecke liegt in Gang Nr. 4 ein Kind am Boden, strampelnd und schreiend. Die Mutter entnervt daneben. Kennst Du diese Situation  - vielleicht sogar vom eigenen Kind?

Was ist wenigen Minuten vorher passiert?

Das Kind, nennen wir es Else, will eine bestimmte Süßigkeit. Nämlich den tollen Brauselutscher, den es vor Kurzem auf einem Kindergeburtstag gab und den hat sie nun im Regal entdeckt. Else will den unbedingt! Aber Mama ist der Meinung, dass Else diesen tollen Brauselutscher gerade nicht bekommt, weil…. Zuerst protestiert Else nur, aber Mama lässt nicht mit sich reden.

 

 

Else liegt am Boden und probt den Aufstand. Und sie will sich nicht beruhigen lassen. Denn sie sie will unbedingt diesen tollen Brauselutscher! Und da die Mama so gemein ist und sich zwischen sie und den auserkorenen Schatz stellt und diesen somit schier unerreichbar werden lässt, müssen härtere Geschütze ran. Sie schaltet einen Gang hoch.

Else will also den tollen Brauselutscher, weil das im Mund so lustig blubbert und in der Nase kitzelt. Und sie tritt in den Verhandlungen mit der Mutter dafür ein und handelt entsprechend. Man könnte also sagen: Else will das lustige Gefühl haben, das beim Lutschen zu erwarten ist und das bringt sie zum Handeln.

Gefühle sind der Motor unseres Handelns.

Ich fühle, also bin ich!? Oder: Hier stehe ich und kann nicht anders!?

Dass Gefühle unser Antrieb sind, ist jetzt klar. Aber war’s das dann schon? Ich kann ja nix dafür, wie ich fühle – oder? Ich kann nicht aus meiner Haut. Ich will halt den tollen Brauselutscher, weil das so nett blubbert.

Da ich diesen Artikel schreibe, ist ja klar, dass wir noch was zu besprechen haben. Da passiert nämlich noch ein bisschen mehr. Und da wird es spannend.

Der amerikanische Psychologe Albert Ellis hat in den 50er Jahren hierzu einiges Interessantes herausgefunden: Vor einem Gefühl steht ein Gedanke und davor steht ein aktivierendes Ereignis. Die Rational Emotive Therapie (RET) war geboren (Daraus hat sich später die Rational Emotive Verhaltenstherapie (REVT) entwickelt. Der Leitsatz der REVT ist eine Aussage des Philosophen Epiktet:

„Nicht die Dinge selbst beunruhigen den Menschen, sondern ihre Meinungen und Urteile über Dinge.“

Er zeigt also auf, dass hinter einem Gefühl ein Gedanke, also die Bewertung einer Situation, steckt.

Die Reihenfolge ist laut Ellis wie folgt:

A: Es gibt ein aktivierendes Ereignis
B: Darauf folgt meine Bewertung
C: Hieraus ergibt sich ein Gefühl, eine Stimmung

Und daraus nährt sich dann unser Handeln.

Die Meisten würden sagen, dass C (das Gefühl) eine Konsequenz von A (aktivierendes Ereignis) ist. Denn B (die Bewertung) wird in der Regel nicht bewusst wahrgenommen. In dem Moment, in dem ich mir meiner Bewertung (B) aber bewusst bin, kann ich diese korrigierend eingreifen. Ich bin meinen Gefühlen nicht ausgeliefert, wenn ich das nicht will. Ich kann aktiv werden und mein Denken, die Bewertung, reflektieren und ändern oder anpassen. Ich werde in dem Moment zum aktiven Gestalter.

Doch was passiert, wenn ich meine Bewertung korrigiere und anpasse?

Das Ereignis bleibt ja das Gleiche. Das können wir nicht ändern. Aber wenn ich das Ereignis anders bewerte, dann werde ich ein anderes Gefühl, eine andere Stimmung haben und ich werde demnach auch anders handeln.

Damit ist auch geklärt, dass wir einen Einfluss auf unsere Gefühle haben können, wenn wir das möchten. Denn würde ich anders denken, würde ich anders fühlen und würde ich anders handeln. Was es also lediglich braucht, ist die Bereitschaft, anders zu denken.

In der Beratung gehe ich den Weg gern rückwärts, Weil einfach nur so das Denken zu ändern, ist echt nicht leicht. Da muss einem ja auch erst mal was Neues einfallen. Deswegen frage ich dann gerne:

Was würdest Du denn anstelle des bisherigen Gefühls haben wollen?

Und was dürftest Du dann neu denken wollen, um das neue Gefühl zu bekommen?

Oder ein anderer Weg kann sein über das Handeln zu gehen:

Wie würdest Du denn gerne zukünftig in so einer Situation handeln?
Wie würde sich das anfühlen?
Welches neue Denken bräuchte es dafür?

Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Diese Methode ist ein nützliches Werkzeug aus der Verhaltenstherapie in meinen Beratungen. Das wir aber noch etwas weitergesponnen haben.

Die Individualpsychologie geht noch einen Schritt weiter.

Denn in der Individualpsychologie gehen wir davon aus, dass hinter jedem Gedanken ein oft noch nicht erkanntes, also verstecktes Ziel steckt.

Wenn ich durch Verhaltenstherapie lerne anders zu denken, das dahinterliegende Ziel aber nicht erkannt habe, was passiert dann? Das Ziel bleibt, und wenn man in einem Navi das Ziel nicht ändert, was passiert? Dann bleibt auch der Weg es zu erreichen der gleiche. Evtl. nehme ich einen Umweg, weil ich versucht habe einen anderen Weg zu nehmen. Aber ich werde am eigegebenen Zielort ankommen.

Was braucht es also? Es braucht ein neues Ziel um nachhaltig meine Bewertung, meine Stimmung und mein Handeln ändern zu können. Würde ich also mein Ziel neu justieren, dann würde ich automatisch anders denken, fühlen, handeln. Es ergibt sich daraus.

Deswegen stellen wir am Schluss immer die Frage: Welche neue Absicht oder Motivation dürftest Du für das neue Denken haben? Denn diese Frage justiert die Koordinaten neu.

Zu verwirrend? Ja, hört sich schon erst mal so an. Deswegen möchte ich herunterbrechen auf diesen einen Satz:

„Ändere Deine Koordinaten und es ändert sich Dein Weg.“

Schon die kleinste Veränderung in den Zielkoordinaten bringt Dich an ein neues Ziel und der Weg ergibt sich dadurch. Aus meiner Erfahrung heraus ist es einfacher solche Prozesse zusammen zu gehen, denn Wege, die man ein paar Jahrzehnte gewohnt war zu gehen, ändert man nicht einfach so über Nacht.

Stell Dir vor Du ziehst nach 30 Jahren um. Wie oft kommt es am Anfang noch vor, dass Du nach der Arbeit an der Ampel, wie gewohnt rechts abbiegst, anstatt links – was Dich zur richtigen Adresse bringen würde. Unser Gehirn braucht Zeit und Unterstützung die neuen Gedankenwege zu verankern und zu gewohnten Pfaden zu machen.

 

 

Ich bin gern Deine Wegbegleiterin und unterstütze Dich dabei Deine Koordinaten zu überprüfen und nachzujustieren.

Und im Oktober gibt es noch eine tolle Möglichkeit, das mit mir zusammen in einer Masterclass zu machen. Aber nicht nur das, wir werden uns dem Thema „Ruhe im Alltag finden“ widmen und so gemeinsam entspannt in den Jahresendspurt starten.

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